Beruf: Softwareentwickler. Gibt es das?

[QUOTE=maki]Ich bekomme (und viele andere) mehrere Anfragen pro Woche auf LinkedIn, Xing nutzte ich nicht mehr weil das nur in D relevant ist.
Aber dein Profil auf diese Seiten einzustellen sollte helfen.
[/QUOTE]

Da bin ich nicht (bekomme aber trotzdem „…would like to connect on LinkedIn“-Mails an meine JCuda-Mailadresse). Es würde vielleicht helfen, aber ich habe auch viel negatives (im Sinne von „„Spam““) gehört. (Ich hatte auch mehr Hoffnung auf Jobs - Stack Overflow gesetzt. (Mein Status dort ist „Open, but not actively looking“ - vielleicht würde was kommen, wenn ich ihn auf „Actively looking right now“ stellen würde)).

Da habe ich Zweifel. Es ist schwierig bis unmöglich, einen kausalen Zusammenhang zu erkennen (geschweige denn zu belegen), zwischen einem inkompetenten Entwickler, und der Tatsache, dass die Umsetzung irgendeines Features 2 Monate dauert (und es unter anderen Bedingungen vielleicht nur 2 Wochen gedauert hätte). (Siehe auch xkcd: The General Problem und dort vor allem den MouseOver-Text).

Nach so viel Werbung registriere ich mich da vielleicht doch mal… :rolleyes:

Der hat ja einige Artikel zu diesem Thema geschrieben. Einige davon habe ich auch gelesen, und ich meine auch diesen konkreten, vor einiger Zeit, aber werde nochmal drüberlesen.

Ja. Die Frage, wo diese Open-Source-Projekte herkommen, wäre vielleicht einen weiteren Thread wert. Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, fällt es doch schwer, zu akzeptieren, dass jeder sich 8 Stunden am Tag mit irgendwelchem langweiligen Mist beschäftigt, nur um die Miete zu bezahlen, für das Zuhause, in das er danach geht, um weitere 6-8 Stunden an den interessanten Sachen zu arbeiten, die dann Open Source auf GitHub landen…

Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage: Da war ich bisher. Und das war in vieler Hinsicht „perfekt“ für mich. Aber die Verträge sind immer 2 Jahre befristet, und es wird immer schwieriger, eine Verlängerung zu bekommen. (Es scheint, als wollten sie jedem eine Chance geben: Jeder, der frisch von der Uni kommt, soll EINMAL die Chance haben, ins kalte Wasser der EU-Projekt-Leitung geworfen zu werden und EINMAL ein Projekt gnadenlos zu versemmeln. Wenn er dann weiß, wie es besser ginge, wird er hinausbegleitet).

[QUOTE=bygones;140194]
Ansonsten habe ich es immer schwer bei solchen Diskussionen beizutragen, weil ich das Gefühl habe, dies ist eher eine „ist doch alles sch***“ Diskussion ist. Mehr Bashing und Frust ablassen, als sinnvoll eine Lösung zu haben… kann (und ist wahrscheinlich auch) aber auch an mir liegen.[/QUOTE]

Möglicherweise. Eine Meta-Diskussion über die Fragen

  • Ist Frust da? Und wenn ja: Ist der Frust berechtigt?
  • Muss oder darf man den Frust rauslassen? Und wenn ja: Wie viel?
  • Kann man eine Lösung für ein Problem finden, wenn man sich (aus welchen Gründen auch immer) weigert, das Problem zu benennen?
  • Heißt das nicht eigentlich „Herausforderung“? :wink:
  • Warum arbeitest du eigentlich nicht hier in .de, sondern in Dænemark? :stuck_out_tongue_winking_eye:
    würde aber vielleicht zu sehr vom eigentlichen Thema abweichen.

Die gepostete Stellenanzeige ist ein Beispiel, man würde sicher viele ähnlich absurde finden, auch wenn die hier schon recht weit geht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es durchaus Leute gibt, die sich „zum Spaß“ und in ihrer Freizeit mit solchen Themen beschäftigen. Vielleicht irgendein @Landei , das selten in die Stadt kommt um Parties zu feiern, und stattdessen eben im Keller vor seinem Computer sitzt und sich mit Typsystemen beschäftigt :o) Dass jemand „zum Spaß“ einen Enterprise-Application-Server aufsetzt, erscheint mir da unwahrscheinlicher (vielleicht schließe ich da aber auch zu sehr von mir auf andere). (Und um das zu betonen: Ich unterscheide zwischen „zum Spaß“ und „in der Freizeit“, weil letzteres auch einfach bedeuten kann, dass jemand sich damit beschäftigt, WEIL er weiß, dass die damit erworbene Qualifikation später nützlich ist, um einen Job zu finden).

Auch dazu gibt es einen passenden Artikel von Joel: The Guerrilla Guide to Interviewing (version 3.0) - Joel on Software (ja, die sind immer recht lang…)

Arbeit ist eben nicht gleich Spaß, das hätte ich fast schon am Anfang zu

geschrieben, aber mir tatsächlich mal (bis jetzt) verkniffen :wink:

nun also auch bei Vorbereitung, dann eben doch:
es geht nicht nur um die Tools, die man gerne selber kennenlernt, und die anspruchsvollen Projekte, die man selber gerne umsetzen möchte,
Arbeit wird bezahlt, und dafür kann man Zeit in langweiliges, aber oftmals nötiges investieren,

wobei natürlich Faktoren abzuwägen sind, schlechte Arbeitsmoral ist ein Faktor,
und Arbeitnehmer muss sicherlich auch an gute Füllung des Lebenslaufes/ Fortbildung für zukünftige Jobs denken…

grundsätzlich ist es aber kein Spaß, wenn Ärzte wie in allen Medien dargestellt den ganzen Tag Fachzeitschriften lesen,
Juristen dicke Gerichtsurteil-Archive durchwälzen,
Architekten tausend Dinge über Untergrund und Wind wissen müssen, nicht nur schicke Fassaden aufmalen,
so auch ggfs. für Softwareentwickler, je nach Anspruch

also du willst ja selber die Paper haben, aber es gibt solche und solche, die spaßigen und die nötigen (auch wenn vielleicht von Arbeitgeber verkannt)

Unterstellung! Ich sitze nicht im Keller, sondern im Dachgeschoss…

das Dachgeschoss ist der Keller auf dem Land…, bäh

[QUOTE=SlaterB]Arbeit ist eben nicht gleich Spaß, das hätte ich fast schon am Anfang

geschrieben, aber mir tatsächlich mal (bis jetzt) verkniffen :wink:

also du willst ja selber die Paper haben, aber es gibt solche und solche, die spaßigen und die nötigen (auch wenn vielleicht von Arbeitgeber verkannt)[/QUOTE]

Das kommt darauf an. Das hier jetzt auszudifferenzieren würde vielleicht zu weit führen. Dass
ein Bäcker backt, weil er gerne backt
ein Pilot fliegt, weil er gerne fliegt
ein Softwareentwickler Software entwickelt, weil er gerne Software entwickelt
mag im ersten Moment idealistisch klingen, und läßt natürlich die Kanalreiniger etc. außen vor, aber ist doch nicht vollkommen unrealistisch. (Plattitüden wie „In jedem Beruf muss man mal Sachen machen, die keinen Spaß machen“ kann man sich dabei wohl auch sparen). Wer einen Beruf wählt, wählt den ja im Idealfall nicht komplett ohne Grund. Ich ~„programmiere gerne“, und zumindest war es bisher nicht direkt so (und sollte auch in Zukunft nicht so sein), dass ich 8 Stunden am Tag im Büro „diesen lästigen Programmier-Kram“ mache, und danach nach Hause gehe und da… backe, oder was auch immer :rolleyes: Einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit wende ich für Dinge auf, von denen ich glaube, dass sie für andere nützlich sein könnten, und anzunehmen, dass jemand, für etwas, was für ihn nützlich ist, Geld bezahlen würde, ist nicht sooo abwegig. Sicher weichen meine Vorstellungen von „Arbeit“ in diesem Sinne stark von der eines klassichen 9-5-Bürojobs ab, aber … man könnte etwas polemisch die in Stellenanzeigen immer wieder geforderte „Flexibilität“ auch umgekehrt einfordern (Teilzeit, Remote…?!) - und z.B. sehe ich den immer wieder als besonders wichtig dargestellten Faktor der Bezahlung eher pragmatisch (solange der Vermieter nicht meckert, wo die Kohle bleibt, ist mir das eigentlich wurscht).

Wenn aber Grund zu der Annahme besteht, dass man als Informatiker hier in .de nicht seinen Lebensunterhalt als Softwareentwickler im o.a. Sinne verdienen kann, ist das … unerfreulich (unabhängig von den Ursachen - sei es, dass „klassische Softwareentwicklung“ einfach nicht mehr „gebraucht“ wird (bzw. outgesourct wurde), oder dass man als Informatiker eben nur noch das „lästige Drumherum“ machen muss, und die Softwareentwicklung anderen überlassen wird). Vielleicht mach’ ich ja eine Fortbildung zum „Fachinformatiker Anwendungsentwicklung“ :rolleyes:

Jedenfalls bin ich etwas erschüttert und irritiert vom Kontrast zwischen der allgemeinen Wahrnehmung (dass man „als Informatiker überall gebraucht wird“), und der anscheinenden Realität (Informatiker als Verwalter eines organisatorischen Notstands in verkorksten Infrastrukturen). Vielleicht bleibt „neues machen, kreativ sein, etc.“ tatsächlich doch denjenigen vorbehalten, die diesen 9-5-Büro-Kram halbherizig durchziehen, um ihre Freizeit dann sinnvoll nutzen zu können.

ein Bäcker würde gerne neue Brotsorten mischen, muss aber meist 30 Jahre immer dieselben Standardbrötchen einlegen,
und eine besondere Bevorzugung für Arbeitszeit 4:00 morgens kann ich in diesem Handwerk auch nicht erkennen :wink: ,
steht trotzdem natürlich am Ofen, kann es machen, dabei bisschen glänzen (die Brötchen auch) und kann es ganz gut ertragen

ein Pilot würde vielleicht gerne in die Südsee fliegen, oder auch gerade nicht den Jetlag haben, A380 wäre auch nicht schlecht,
aber wenn auf dem Plan Schicht X steht, mit alter (wenn auch nicht sicherheitsanfälliger) Schnarch-Maschine, dann ist das eben so,
ist dabei grundsätzlich aber immer noch Herr (edit: oder Frau, ansonsten aber bitte gender-verschoninnen) über x0.000 PS, kann mit Tower fachsimpeln usw.

etwas Spaß findet sich auch im Kleinen, und ein erheblicher Teil besteht einfach nur darin, einen bezahlten gut beherrschbaren Job zu haben,
gut, als (guter) Informatiker aktuell darf man etwas wählerischer sein als andere Leute


diese beiden Punkte klingen für micht gerade ziemlich zusammenpassend?!,
wo Notstand herrscht, da wird gebraucht

und sowieso ist ja bekannt dass Fachkräftemangel nur Mangel an entsprechend billigen Arbeitern ist

Exakt. Aber warum bist du deswegen erschüttert?

Außerdem ist da kein Kontrast: man braucht Informatiker halt wirklich überall, weil in den letzten 20 Jahren gigantische verkorkste Infrastrukturen organisiert wurden - irgendwer muss den Betrieb ja aufrecht erhalten (Youporn!!)

[QUOTE=SlaterB]ein Bäcker würde gerne neue Brotsorten mischen, muss aber meist 30 Jahre immer dieselben Standardbrötchen einlegen,
und eine besondere Bevorzugung für Arbeitszeit 4:00 morgens kann ich in diesem Handwerk auch nicht erkennen :wink: ,
steht trotzdem natürlich am Ofen, kann es machen, dabei bisschen glänzen (die Brötchen auch) und kann es ganz gut ertragen

ein Pilot würde vielleicht gerne in die Südsee fliegen, oder auch gerade nicht den Jetlag haben, A380 wäre auch nicht schlecht,
aber wenn auf dem Plan Schicht X steht, mit alter (wenn auch nicht sicherheitsanfälliger) Schnarch-Maschine, dann ist das eben so,
ist dabei grundsätzlich aber immer noch Herr (edit: oder Frau, ansonsten aber bitte gender-verschoninnen) über x0.000 PS, kann mit Tower fachsimpeln usw.
[/quote]

Ich hatte oben schon versucht, auf diesen Punkt einzugehen: Es geht dann ja um die Frage, ob das, was man als das „lästige Drumherum“ empfindet, überwiegt. Jedem Bäcker muss klar sein, dass er sein Leben lang Brötchen backen muss. (Und unter bestimmten Bedinungen hat er sogar ein paar Freiheitsgrade, neues auszuprobieren). Jedem Piloten muss klar sein, dass er nicht hinfliegen kann, wo er will, und nicht immer das neueste Flugzeug (oder gar einen Mach-2-Kampfjet) fliegen wird (und mal ehrlich: ICH wäre mit einer Chessna schon zufrieden :D). Ist es wirklich sooo abwegig und naiv, zu glauben, dass man als Informatiker sein Leben lang Software entwickeln „„muss““ (auch wenn das, was man da gerade machen muss, nicht immer das ist, was man gerade am liebsten machen würde - aber es doch trotzdem noch zu Softwareentwicklung gerechnet werden kann, und nicht zu Bullshit-Consultant-Laber-Kram oder Webserver-Config-File-Gefrickel)?

So gesehen stimmt das zwar. Aber … um mal bei obigem Bild zu bleiben: Wenn ein Pilot nach seiner langen Ausbildung dann endlich „offiziell Pilot“ ist, und im Rahmen seiner Arbeit dann nur im Tower sitzen oder gar Fluzeuge betanken oder Gepäckwagen rumfahren würde, würde er sich wohl auch ziemlich vera****t fühlen.

(Vermutlich könnte man bei dem Problem noch tiefer schürfen, und hinterfragen, ob es den Studiengang „Informatik“ denn überhaupt noch geben sollte, und das nicht schon viel früher fachlich unterteilt werden sollte (und zwar feiner als mit Nebenfach/Schwerpunkten oder Bindestrich-Studiengängen). WAS man am Ende im Beruf macht, ist SO unterschiedlich, dass der gemeinsame Akademische Grad praktisch nicht gerechtfertigt sein kann. Das deckt sich so gesehen mit einigen der Aussagen im Thread neulich, wo es um Monoide & Co ging. Aber wenn man als Informatiker nicht Softwareentwickler werden kann (über Code-Monkey hinausgehend, entsprechend der "Linie, die ich weiter oben erwähnt habe) - als was denn dann?)

Als nichts. Auf “Stackoverflow Jobs” kam nicht viel rum. Alle paar Wochen kommt mal eine Mail von LinkedIn, mit einem freudigen Betreff, dessen bildliche Entsprechung ein schwanzwedelnder Hund wäre, aber lediglich dem Hinweis “Ihr Profil wurde 1 mal besucht” (und wenn, dann anscheinend von jemandem, der sich irgendwie verklickt hat). Formal bin ich nun “Freiberufler”, der Mühe hat, sich aufzuraffen, in lächerlichen Infrastrukturen mit haarsträubend halbgaren Programmierprachen und grottigen Tools ein paar Stunden zu verplempern um irgendeine Rechnung stellen zu können. Inzwischen wende ich für mein eigentliches Hobby (Programmieren) weniger Zeit auf, als für mein neues Hobby (Kalsarikännit). Ich würde niemandem mehr empfehlen, einen Job im IT-Bereich anzustreben. Naja, hinterher ist man immer schlauer.

Ich als gewollter Consultant … :wink:

Wieviele Bewerbungen hast du denn hinter dir?

Bei einem Fraunhofer hab ich auch 2 Jahre programmiert, das war schon ne ziemliche Seifenblase da

“Bewerbungen” ist ein dehnbarer Begriff. Ich habe keine “Initiativbewerbungen” geschrieben, falls du das meinst. Das Arbeitsamt spammt einen eben mit den oben schon erwähnten “Stellenausschreibungen von der Resterampe” zu, da habe ich auf 2 reagiert. Das eine klang ganz OK (und die hätten mich auch genommen). Das andere schien so ein Verein zu sein, wo Leute willkürlichen Projekten zugeschachert werden und dort ihre Inkompetenz unter Beweis stellen dürfen. Auf Stellenanzeigen wie die von Bleiglanz oben erwähnte würde ich, auch wenn sie inhaltlich deutlich mehr nach dem klingen, was mich interessiert (Datenstrukturen, Algorithmen, eben echte Programmierung und kein Config-File-Gefrickel um irgendwelche Services zu orchestrieren) nicht reagieren. Vermutlich bin ich dafür schlicht zu ehrlich. Das mit dem Freiberuflertum klang dann irgendwie passender (auch als “IT-Berater”, aber das nur, weil man das ja irgendwie nennen muss, und “Freiberuflicher Programmierer” irgendwie nicht zulässig ist). Der vielfach angedeutete Headhunter-Spam ist bisher ausgeblieben. Daraus ziehe ich nun auch meine Schlüsse. Nicht die konsequentesten, aber immerhin.

Wenn man keine Lust mehr hat auf das privatwirtschaftliche Arbeitsleben, kann man ja auch in die Politik wechseln. Ein ganz heißer Tipp wäre die FDP, da sie vermutlich in Zukunft Deutschland (mit)regieren wird. Ganz geschickt wäre es sicher für den Fall bspw. als künftiger Blockchainbeauftragter zu bewerben…

Ich habe den Eindruck, dass deine Ansprüche an einen Beruf sehr hoch sind. Dagegen ist nichts einzuwenden, man verbringt ja immerhin 40h die Woche damit, da soll es nicht täglich ein Kampf sein. Wie Bleiglanz schon öfters gesagt hat, es gibt Jobs bei denen das Klima und die Codebase besser sind. Wenn 20% aller Jobs zu den besseren gehören, dann können natürlich nicht 100% aller Entwickler diese Jobs haben. Diese Jobs kommen aber nicht einfach so zu einem hingeflogen, da gibt es Wettbewerb.

Mein aktueller Kunde hat z.B. ein „Innovation Lab“ (betrachten wir den dämlichen Namen mal nicht) gegründet. Auch mit Kontakten hast du von „draußen“ keine Chance da mitzuspielen, da sie hier ein paar wirklich großartige Entwickler aus halb Europa zusammengezogen haben, die dort entwickeln. Das sind alles Leute, die in den letzten Jahren als fest angestellte Mitarbeiter bewiesen haben, dass sie etwas können. Sich von außen auf dieses Lab zu bewerben? Nicht möglich. Deine Erfahrung bei LinkedIn klingt für mich ein bisschen so, als hättest du dich angemeldet und würdest jetzt darauf warten, dass ein Headhunter dir ein tolles Projekt anbietet. Das funktioniert so aber nicht, ich hatte dieses Jahr bei Xing und LinkedIn 70-80 Anfragen von Headhuntern, und da war eine(!) Stelle dabei, die Potenzial hatte.

Wenn du wirklich unzufrieden bist, dann würde ich dir entweder empfehlen in deiner Umgebung auf viele Community Events zu gehen (JUG, Cloud Native Night, etc.) und dich umzuhören wie zufrieden die Leute in ihren Firmen sind und sie einfach mal anzusprechen. Das kostet viel Freizeit und viel Aufwand, funktioniert aber ganz gut.

Die weniger aufwändige Methode ist, sich einen guten Headhunter (auch die existieren) zu suchen und den Spieß umzudrehen. Wenn ein Headhunter für eine Stelle einen Mitarbeiter sucht, dann bist du (wenn du überhaupt gefunden wirst) eines von 30 Profilen das ausgewertet und angeboten. wird. Wenn du den Headhunter beauftragst etwas zu suchen, landet dein Profil bei vielen Firmen die eventuell gar nicht öffentlich ausschreiben.

1 „Gefällt mir“

Ich würde sagen die Top 3 der besten Möglichkeiten sind

  1. Initiativ
  2. XING (wenn in D)
  3. LinkedIn

LinkedIn hast du noch nichts bekommen? Viel “geliked”, mal was kommentiert? Aussagekräftiges Profil mit Buzzword?
Xing gilt das Gleiche. Ich hab 2 Monate gesucht und hab meine Ausrichtung um 90° gedreht. Für mich war wichtig, als Consultant tätig zu bleiben. Sprich viel fahren, kurze Projekte, dauernd Termine vereinbaren etc. Gefällt mir super.
Ich hatte ja kurz beschrieben wies bei mir war. 2 Monate intensivst gesucht aber dann auch mehrere gute Angebote.
Ich hab eine Stelle angenommen bei der ich ca 90% der Technologien noch nie gemacht habe. Jetzt nach 6 Monaten ziehe ich ein sehr gutes Fazit. Was ich sagen will, selbst wenn man NICHTS der Stellenanzeige erfüllt kann man sich bewerben. Pro Woche im Schnitt 1 Anfrage auf Xing die ich zwar ignoriere aber die theoretisch passen würden.

Ansprüche in bezug auf ihre „Höhe“ zu quantifizieren ist schwierig. Aber ich würde sie eigentlich als recht niedrig ansehen. Zumindest in bezug auf das, was oft als „Benefits“ in Stellenbeschreibungen gelistet ist. Zwar decken sich diese Ansprüche mit dem, was z.B. auf

rausgearbeitet wurde. Aber wenn man leere Phrasen wegläßt („competitive salary“), oder Dinge, die in .DE selbstverständlich oder nicht anwendbar sind („health insurance“), oder Dinge, die ihn ihrer Trivialität schon lächerlich wirken („Snackautomat neben dem Wasserspender“ etc), dann bleibt eigentlich als wichtigstes die „Flexiblen Arbeitszeiten“ übrig - in den meisten Fällen scheint das aber zu bedeuten, dass man dankenswerterweise die von oben abgesegnete Erlaubnis hat, auch mal vor 8:00 im Büro zu sein :roll_eyes:

In diesem Sinne sind die „Ansprüche“, die ich habe, recht überschaubar:

  • >=1200€ im Monat sollten übrigbleiben
  • echt flexible Arbeitszeiten (am besten Remote)
  • Seine Zeit nicht mit sinnlosem Rumgefrickel verplempern müssen

Aber besonders die letzten beiden scheinen ja schon zu viel verlangt zu sein. (Den „Anspruch“, im Rahmen meiner Arbeit nicht von Montag bis Freitag quer durch die Welt zu jetten und meine Zeit in Hotels zu verbringen, sehe ich mal als Baseline für jemanden an, der „echt“ entwickelt. Niemand codet (gerne) abends im Hotelzimmer an seinem Laptop…)


Die vermeintliche (!) Erwartung, sich zurücklehnen zu können, und bei den eintrudelnden Jobangeboten so lange „nach links wischen“ zu können, bis das richtige dabei ist, trifft nicht zu. Aber der Kontrast zwischen dem, was überall wieder suggeriert wird („Informatiker sind gesucht“, „Der Headhunter-Spam nervt“, „Java-Experten brauchen alle“) und der Realität ist doch deutlicher, als ich erwartet hatte.

Dass das ganze kompetitiv ist, ist auch klar. Wettbewerb liegt mir nicht so. Das hat - aus meiner Sicht - auch viel mit Ehrlichkeit (oder auch „Selbsteinschätzung“) zu tun, und anderen Begriffen, über die (bzw. deren genaue Bedeutung) man lange streiten könnte.


Um den Thread mal wieder ein bißchen weg von mir und zurück zum eigentlichen Thema zu ziehen:

Es scheint, als hätte der größte Teil der Aufgaben, die (schwammig: ) „Ein Informatiker heute übernimmt“ nichts mehr mit Softwareentwicklung zu tun. Stattdessen geht es wohl eher um Bullshit labern, PowerPoints zeigen, Diagramme malen, und das, was wohl gelegentlich als „DevOps“ bezeichnet wird, oft wohl noch durchsetzt mit ein bißchen Sekretariatsarbeit, Buchhaltung, Werbung, CRM, und natürlich wird einem im Rahmen des letzteren auch die ehrenvolle Aufgabe zuteil, dem Kunden zu erklären, warum die Software Murks ist (nämlich, weil niemand mehr seine Zeit dafür aufwendet, vernünftige Software zu entwickeln…)

„Die vermeintliche (!) Erwartung, sich zurücklehnen zu können, und bei den eintrudelnden Jobangeboten so lange “nach links wischen” zu können, bis das richtige dabei ist, trifft nicht zu. Aber der Kontrast zwischen dem, was überall wieder suggeriert wird (“Informatiker sind gesucht”, “Der Headhunter-Spam nervt”, “Java-Experten brauchen alle”) und der Realität ist doch deutlicher, als ich erwartet hatte.“

Doch, sie trifft zu. Nur halt bei dir nicht. Woran das liegt solltest du herausfinden bevor du ewig unzufrieden bist. 1200€ ist quasi nichts. Das sind Brutto ca 30k Jahresgehalt.

„Echte“ flexible Arbeitszeiten sind unproduktiv. Wir verwenden als Consultants viel Energie uns als Team nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist wichtig. Den Java-Hacker der Nachts programmiert und keinen Kontakt zu Kollegen hat, braucht kein Unternehmen mE. Da bist du als Freelancer besser dran. Bei internationalen Projekten nervt es mich extrem, wenn ich den russichen Kollegen gerade verpasst habe und nun 20h auf meine Antwort warten muss. Wenn ich das bei Kollegen in D so hätte …

Aber ja, der Informatiker bewegt sich weg vom Anwendugsentwickler. Dafür gibt es genug andere Jobs in der Informatik die Kreativität etc erfordern und richtig Spaß machen. Man darf halt nicht zu engstirnig sein.

Die Gründe dafür, dass „Leute wie ich“ (aus rein technischer/fachlicher Sicht!) nicht gesucht werden, sind recht offensichtlich: Falsche Qualifikation. Was gesucht zu werden scheint (soweit ich das aus der ja nun mal („leider“?) gegebenen Distanz beurteilen kann), sind Leute, bei denen es vollkommen wurscht ist, ob sie Coding-Prinzipien kennen oder sich für Datenstrukturen oder Algorithmen (geschweige denn Mathematik oder ähnlich abgehoben-realitätsfernen Kram) interessieren, solange sie anhand von Blog-Beiträgen und Stackoverflow-Schnipseln irgendeinen Datenbankzugriff in irgendeinem Legacy-Glassfish so abändern können, dass es aussieht, als wäre es das, was der Kunde will, oder sie ganz modern und agil und mit Cloud und so ein Node.js in einem Docker-Container in einem AWS zum Laufen kriegen.

In diesem Sinne: Sch… auf das, was man in der Uni lernt. Das Diplom ist ein wertloses Stück Papier. Es zählt nur oberflächliche Breite. Tiefe braucht man nicht.

https://cdn.shopify.com/s/files/1/0535/6917/products/mediocritydemotivator.jpeg


Die „echt“ flexiblen Arbeitszeiten sind nur dann unproduktiv, wenn nicht gerade die Regulierung, die dem entgegen wirken soll, bewirkt, dass die Leute (z.B. übermüdet oder zu lange am Stück, also eben allgemein) unproduktiv arbeiten müssen. „Kein Kontakt zu Kollegen“ ist das untere Ende eines Slippery Slope: Natürlich sollte ein 3-Mann-Team nicht den Tag in 3 disjunkte 8-Stunden-Schichten aufteilen. Aber genausowenig würden die ja 8 Stunden lang zu dritt vor einem Rechner sitzen. Um die Stellenausschreibungs-Laber-Fuzzies mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, könnte man sagen, dass man ja schließlich, wie es immer wieder gefordert ist, auch ~„zu eigenständigem Arbeiten fähig“ sein soll :stuck_out_tongue_winking_eye: Übrigens finde ich es recht interessant, die aktiven Diskussionen meiner „peers“ in der Khronos-Group-3dformats-Mailingliste zu sehen - ja, jetzt so um diese Zeit. Also Nachmittags in den USA. So ist das nunmal mit Zeitzonen. Damit sollte man umgehen können.


Zum letzten Satz: Als ein Gegenteil von „Engstirnigkeit“ könnte man „Beliebigkeit“ ansehen. Das würde aber wieder zur Unterscheidung zwischen „Breite“ und „Tiefe“ führen, und das ist natürlich nochmal unabhängig davon, dass der „„Wissens-Bereich““, den ich abdecke, für die Industrie schlicht nicht relevant ist (von irgendwelchem OO-Kram bis runter in die JLS/JVM, mit GPU, 3D, Visualisierung und ein bißchen „Data Science“ etc. als kleinere Nebenqualifikationen).

Insgesamt wird das jetzt aber zu spezifisch für (m)einen Fall…


Allgemein scheint es aber wohl schon so zu sein, dass „Softwareentwickler“ aussterben bzw. unwichtiger werden, und es mehr um irgendwelche Organisation und Orchestrierung geht, und die, die noch mit Code zu tun haben, bestenfalls die sind, die an allen Ecken und Enden Flicken auf den Legacy-Mist kleben, den ihre Vorgänger verzapft haben (die jetzt ihre Vorgesetzten sind :wink: )

Bei Google sollen die Mitarbeiter anscheinend einen Teil ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte aufopfern können/dürfen/sollen, meine ich mal gelesen zu haben.

Ich sag es mal aus meiner Sicht: In meiner Branche gibt es genügend angewandte Software-Entwickler die in Eigenregie entwickeln dürfen. Manchmal alleine, manchmal im Team, aber immer als Teil des Abteilungsteam und das kann auch richtig interessant werden.
Es gibt genügend Nicht-Software-Unternehmen die Softwareentwickler in ihren Abteilungen gebrauchen können, nur gehören zu den Anforderungen meist Zusatzqualifikationen wie ein abgeschlossenes Ingenieur- oder Naturwissenschaftliches-Studium z.B.; oder aber die Bewerber müssen alternativ ihr logisches Verständnis unter Beweis stellen. Viele dieser Unternehmen wissen meist auch noch nicht das sie einen Softwareentwickler benötigen: Initiativbewerbung “Was ich als Programmierer für sie tun kann: […]”.
Ernsthaft, in diesem Bereich kennen viele Unternehmen auch heute noch nicht das Potential das in Computern seckt. Vieles wird per Hand oder in unzuverlässigen Excel-VBA-Skripts durchgeleiert.

Für euch hier im Forum sind Computer eine Selbstverständlichkeit - bei 99% aller Deutschen steht unter “EDV”-Kenntnisse: ‘Word und Excel’. Dabei müsste bei den meisten stehen “Wenn ich den Knopf finde, weiß ich wie man einen Computer anschaltet”.

Wir haben im Moment eine Stelle offen zur Entwicklung einer Midleware mit Benutzeroberfläche zur rechnergestützten Unterstützung von Feld-Mitarbeitern als Teamleiter im 3er Team. Das Projekt ist frei gestaltbar, eben auch weil die Leitung und anderen Mitarbeiter wenig Ahnung von dem ganzen Programmier-Thema hat. Die Software muss halt schön aussehen und zuverlässig funktionieren. Sowas finde ich persönlich sehr cool.

Aber wie gesagt, richtige Softwareentwickler-Unternehmen kommen bei uns nicht ins Haus. Hat keinen Zweck, die haben keine Ahnung davon was wir tun bzw. sie für uns tun sollen.

Das (also die beiden Absätze) klingen (bewußt übertrieben-provokativ) als gäbe es da dann einen „Senior Team Coordinator“ (vakant), der mit mit einem „Senior Technical Analyst“, einen „Consulting Enterprise Architecture Designer“ und einen „Customer Orientation and Service Manager“ Meetings abhält, in denen entschieden wird, ob der „OK“-Button nun unten links oder unten rechts sein soll, und bei der Frage „Wer programmiert das ganze denn?“ sich gegenseitig etwas unbehaglich-verstohlen ansehen und rumdrucksen, bis einer erwähnt, dass „In dem anderen Team gerade ein Medieninformatik-Bachelor ein Praktikum macht, der schon mal was mit Node.js gemacht hat“, woraufhin sich alle entspannt zurücklehnen und auf ihrem Smartphone nachsehen, in welchem Meeting sie sich als nächstes den Hintern plattsitzen dürfen. Der Text auf https://www.oberthal-online.de/gaga.html ist schon seeehr alt, trifft es aber in vieler Hinsicht immernoch.

OT: Unter der technischen Beschreibung „rechnergestützten Unterstützung von Feld-Mitarbeitern“ kann man natürlich beliebiges verstehen. Aber ich denke jetzt spontan an den armen Kerl, der kürzlich meinen Stromzähler ausgetauscht hat: Innerhalb von ca. 30 Sekunden war die eigentliche Arbeit erledigt. Aber er mußte vorher und nachher mit jeweils zwei Smartphones (!) ein Foto vom alten/neuen Zähler(stand) machen, für die eigentliche Firma und für den Unterauftragnehmer, und die jeweils mit Namen und Zeit annotiert in irgendeiner App ablegen. Entscheidungen zur „rechnergestützten Unterstützung“, die von Consultants in Meetings getroffen wurden, und denen, die die Arbeit machen, das Leben schwer machen.


Nochmal: Natürlich war das alles jetzt übertrieben (und sehr negativ) dargestellt. Es könnte auch sein, dass das schlicht bedeutet, dass es da einen gibt, der den Kanal zwischen Kunden und Team darstellt, Anforderungsbeschreibungen von „Kundisch“ auf „Informatisch“ übersetzt, und die drei Leute dann locker aber zielorientiert mit dem Tech-Stack, in dem sie sich gut auskennen und der geeignet für die Lösung des Problems ist (!) ein vernünftiges Stück Software entwickeln. Aber die Kernaussage dieses Threads aus meiner Sicht ist: Das gibt es einfach nicht mehr. (Und wenn es das gibt, dann hat der Tech-Stack nichts mit Low-Level/Core Java zu tun…)

Ich glaube, gerade Code-Prinzipien sind heutzutage sehr wichtig. Ich bin viel im Kunden- und Projektgeschäft unterwegs und da wird häufig darauf geachtet. Auch Datenstrukturen sind häufig wichtig. Aber ob man in die tausendste Normalform kommen muss, ist häufig nicht wichtig. Ich muss die Datenmengen (-gerüste) kennen damit umgehen können.
Nicht alles muss (und sollte aus der profitablen Sicht) immer bis ins Kleinste optimiert werden. Über wartbaren Code muss man sich nicht unterhalten, der sollte immer vorhanden sein (oder angestrebt werden). Aber mein Modell muss ich nicht weiter optimieren, wenn die Query nur 50ms benötigt aber dem Kunden 1s genügt.
Und Algotithmen? Naja, ich musste in meiner gesamten Laufbahn keinen „echten“ Algorithmus mehr schreiben. Wozu auch? Meist gibt es Bibliotheken, die das viel besser umgesetzt haben. In Unternehmen geht es in der Regel halt nicht akademisch zu. Wer das möchte, ist vielleicht an der Universität besser aufgehoben.

Ich begreife den Begriff des Softwareentwicklers anders. Ich muss auch mit den Kunden ins Gespräch kommen. Ich sollte auch bewerten können, ob eine Eigenentwicklung überhaupt sinnvoll ist oder Kaufsoftware besser ist. Aber der Hauptteil ist immer noch das Entwickeln von nutzbarer Software. Ein neuer Algorithmus, der Pi noch schneller berechnet, ist aber selten wirklich für Firmen nutzbar.

Ich finde Dein Bild sehr negativ. Offensichtlich hast Du Pech oder ich Glück gehabt. :slight_smile: